Flatex führt Depotgebühren ein und verteuert Aktienhandel

Das ist ein wirklicher Paukenschlag! Kurz nachdem Flatex die Übernahme von DEGIRO verkündet hat, veröffentlicht Flatex ein neues Preisverzeichnis, das es in sich hat.

Vor Kurzem hat Flatex die Übernahme des holländischen Wettbewerbers DeGiro bekanntgegeben (siehe Artikel zur Übernahme). Nun kündigt Flatex eine massive Preiserhöhung für seine eigenen Kunden an.

Danach sollen ab dem 01. März 2020 Depotgebühren in Höhe von 0,1% auf das Depotvolumen erhoben werden. Die Gebühr wird monatlich berechnet, also 1/12 von 0,10 %.

Auszug aus dem Flatex-Preisverzeichnis (Gültig ab dem 01.03.2020)

Bei einem durchschnittlichen Depotvermögen von 100.000 € ergibt sich eine jährliche Gebühr von 100 €.

In der ersten Ankündigung hat Flatex hier noch die MwSt. draufrechnen wollen, nun ist Flatex aber anscheinend etwas zurückgerudert und weist die 0,10% p.a. inklusive Mehrtwertsteuer aus.

Ebenfalls ab dem 01.03.2020 werden zusätzliche „Handelsplatzabhängige Gebühren“ in Höhe von 2,00 € / Trade für folgende Handelsplätze eingeführt:

  • Tradegate
  • Quotrix
  • LS Exchange
  • gettex
  • Lang & Schwarz
  • Baader Bank

Ein Trade an einem dieser 6 Handelsplätze kostet dann künftig die Grundgebühr von 5,90 € + 2,00 € = 7,90 €. Insbesondere für Kunden des Handelsplatzes Tradegate ist die Preiserhöhung ärgerlich, denn diesen Handelsplatz hatte Flatex die letzten Jahre gefördert, in dem dort zum Festpreis von 5,90 € gehandelt werden konnte. Für die anderen Handelsplätze werden auch derzeit schon Gebühren erhoben, die aber variabel sind und insbesondere bei kleinen Ordervolumina niedriger liegen als die neue Pauschale von 2,00 €.

Als weitere Option für den Aktienhandel bleibt nur noch Xetra, hier kostet der Trade derzeit 5,90 € + variable Xetra-Gebühren. Die Preise sind zwar immer noch kompetitiv im Vergleich zur comdirect und Consorsbank, aber doch so stark gestiegen, dass sich einige Kunden umschauen werden.

Erste Einschätzung

Wer dachte, dass Flatex auf den neuen Wettbewerb durch die sog. „Gratisbroker“ mit Preissenkungen reagiert, der wurde komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Die Preiserhöhungen sind wirklich happig und haben die Qualität, dass sie bestimmten Kundengruppen richtig wehtun können.

Im Zusammenhang „Gratisbroker“ fällt zusätzlich auf, dass bis auf Tradegate sämtliche der sanktionierten Handelsplätze Kooperationspartner der neuen „Gratisbroker“ sind.

Flatex fiel schon in der jüngeren Vergangenheit mit kreativen Gebühren und unpopulären Negativzinsen auf. Trotzdem konnten sich die meisten Kunden damit noch irgendwie arrangieren, auch weil andere Wertpapier-Bereiche wirklich günstig bepreist sind. Dazu zählt insbesondere der Handel mit verbrieften Derivaten (Zertifikate, Optionsscheine, Aktienanleihen). Hier kann mit vielen Emittenten zu extrem günstigen Konditionen gehandelt werden (0,00 € / 1,90 € / 3,90 €).

Von den Preiserhöhungen und insbesondere der Depotgebühr werden die klassischen Aktien- und Fondsanleger (ETFs) nun von Flatex zur Kasse gebeten. Insbesondere betroffen sind ETF-Sparer, die Flatex lange Zeit damit lockte, den größten Umfang an kostenlosen ETF-Sparplänen anzubieten. Flatex scheint in Kauf zu nehmen, dass diese Gruppe, die kein großes Interesse daran haben dürfte, flatex jedes Jahr 0,10 % von ihrer Rendite abzugeben, zu einem anderen Broker weiterzieht (Unpraktischerweise bieten justTRADE und GRATISBROKER keinen eingehenden Depotübertrag an (siehe mein Vergleich der Gratisbroker).

Es könnte durchaus sein, dass Flatex sich auf die Kern-Kundengruppe der Day-Trader fokussiert und das restliche Geschäft auf DeGIRO „verschieben“ möchte. Die niederländische Neuerwerbung darf sich dann dem Wettbewerb durch die „Gratisbroker“ und den vielleicht veränderten Marktbedingungen durch neue Steuergesetzgebung stellen. Die Bundesregierung diskutiert derzeit über eine Transaktionssteuer auf Blue Chip-Aktien.

Viele Jahre ist im Onlinebrokerage keine Dynamik gewesen. 2019 ist dann mit dem Eintritt der neuen Umsonstbroker der Markt ordentlich in Bewegung geraten. 2020 dürfte spannend werden, soviel ist sicher.

Update: 16.01.2020

Heute hat Flatex seine Kunden darüber informiert, dass im Gegenzug zur Einführung der Depotgebühren nun andere Gebühren gestrichen bzw. gesenkt werden sollen.
Wegfallen wird unter anderen die höchst umstrittene Gebühr für die Gutschrift von ausländischen Dividendenzahlungen. Dies hatte bisher 5,90 € gekostet, wenn der Dividenden-Gegenwert größer als 15€ war. Zum 01.03.2020 fällt diese Gebühr weg.

Außerdem werden die Gebühren im ausländischen Börsenhandel von 15,90 € auf 5,90 € drastisch gesenkt (hier gibt es einen Artikel dazu).

Die nun von Flatex angekündigten Gebührensenkungen kommen nur sehr ausgesuchten Kundengruppen entgegen, während die Einführung der Depotgebühr eine ungleich größerere Kundenzahl betrifft.

Update: 30.01.2020

Wurde zuerst kommuniziert, dass die neue Depotgebühr von 0,10 % p.a. zzgl. MwSt. erhoben wird, ist im neuen Preisverzeichnis davon die Rede, dass die 0,10% p.a. bereits inkl. MwSt. sind.

Wie seht Ihr die Entwicklung des Broker-Marktes im allgemeinen und von Flatex im speziellen? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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Autor:Thomas

hat früher bei einem Online-Broker gearbeitet. Berichtet hier über Neukundenaktionen, Vor- und Nachteile bestimmter Broker, Konditionsmodelle und Trading-SetUps.mein Depotvergleich der Top-Broker

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11 Kommentar zu “Flatex führt Depotgebühren ein und verteuert Aktienhandel”

  1. mario
    26. Dezember 2019 at 22:19 #

    ich bin noch bei flatex, habe aber jetzt noch ein depot bei gratisbroker eröffnet. ich werde es erstmal testen,wenn es keine probleme gibt werde ich bestimmt nur noch bei gratisbroker handeln. flatex wird mir langsam zu teuer. vielen dank thomas für dein erfahrungsbericht. lg.mario

  2. Robert
    27. Dezember 2019 at 15:31 #

    Ich finde es ziemlich happig, viele Deutsche haben dort sicherlich Depots größer 250.000 Euro, für ein herkömmliches Depot folglich 250 € Gebühr plus oben drauf Mehrwertsteuer im Jahr zu zahlen finde ich schon happig.

    Mich wundert dieser Schritt bei Flatex enorm, sind doch die Deutschen recht preissensitiv.

  3. Michael
    30. Dezember 2019 at 06:30 #

    Es reicht! Flatex ist mit den vollen Negativzinsen schon unangenehm aufgefallen. Nun deutliche Erhöhung der Tansaktionsgebühren plus neue Depotgebühr und dann noch plus 19% MWST. Das ist schon frech und daher werde ich definitiv mein Depot schließen.

  4. Kulman
    31. Dezember 2019 at 12:15 #

    Bin bei ft und werde wechseln. Bin auch bei degiro.de. geht ein Wechsel nach trade Republik?

  5. Thomas
    31. Dezember 2019 at 14:41 #

    Ja, ein Depotübertrag zu Trade Republic ist möglich. Hier habe ich alle Features von Trade Republic aufgelistet.

  6. Segler
    4. Januar 2020 at 12:38 #

    Ich habe ein großes Depot bei Flatex mit über 100 Trades im Jahr. Auf mich kommt ein 4stelliger Betrag zu, welches natürlich vollkommen unakzeptabel ist. Meine Aktienposten sind meist größer, daher habe ich die Auslandsdividendengebühr geschluckt. War eigentlich nicht groß im Prozentbereich. Negativzinsen habe ich nie gehabt, da Flatex mir 200.000.- Dispo – oder kostenlose Leihe oder wie auch immer genannt einräumte. Beim Kauf habe ich dann am Valutatag das Konto gefüllt – also kein Negativzins.
    Jetzt gehts aber weg – hat schon Jemand Erfahrungen mit Smart Broker? Ich handel fast ausschließlich Aktien, brauche aber volumenstarke Handelsplätze wie Xetra oder Tradegate. Bin seit 10 jahren bei Flatex, werde zu Roadshows eingeladen usw., aber jetzt ist der Bogen überspannt.

  7. Thomas
    4. Januar 2020 at 12:54 #

    Hallo Segler, vielen Dank für Deinen Kommentar. Smartbroker habe ich noch nicht getestet, allerdings scheinen sie auch variable Handelsplatzgebühren zu nehmen und viele Nebenbedingungen im Preis- und Leistungsverzeichnis zu haben, was mir persönlich nicht gefällt.

    Hast Du Dir schonmal die onvista bank näher angeschaut? Dort hast Du alle relevanten Handelsplätze für Aktien und die Gebühren liegen auf dem Niveau von Flatex (vor den Erhöhungen). Mir persönlich gefällt zudem das Handelsfrontend von onvista sehr gut. Dort kannst Du Quoteanfragen sämtlicher Handelspartner gleichzeitig einholen und dann entscheiden, an welchem Handelsplatz Du die Quote akzeptierst. Hier gibt es weitere Infos dazu.

  8. Jürgen
    9. Januar 2020 at 08:04 #

    Hallo Thomas, ich habe ein sehr hohes Depot bei Flatex, was mich ab März dann teuer zu stehen käme. Ich handele ausschließlich Aktien! Welchen günstigen Broker könnten Sie mir dafür empfehlen?

  9. JJ
    9. Januar 2020 at 19:42 #

    Mit diesen Depotgebühren katapultiert sich flatex von einem vorderen Platz weit ins Hinterland. Per Kontaktformular habe ich flatex im Dezember 4 Wochen Zeit gegeben, diese Fantasie eines Jung-BWL-Studenten abzublasen und nur die erwarteten Textbausteine bekommen. ZITAT:

    Sehr geehrter Herr XXX,

    vielen Dank für Ihr Feedback, anbei wollen wir darauf eingehen.

    Auch wir als flatex sondieren den Wettbewerb und sehen unser Angebot, auch aufgrund des gebotenen Umfangs, noch immer breit und preisgünstig im Brokerage-Markt platziert.
    Wir werden auch in Zukunft bestrebt sein ein verlässlicher Partner für aktive Marktteilnehmer zu sein und weiterhin in gewohnter Qualität Wertpapiertransaktionen abzuwickeln.
    Einer Sonderkonditionierung können wir im Augenblick nicht entsprechen.

    Wir würden es sehr bedauern, wenn Sie, Herr XXX, als Kunde auf Grundlage dieser firmenstrategischen Entscheidung zu verlieren, nehmen Ihre Rückmeldung aber auch als konstruktive Kritik auf.
    ENDE ZITAT

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr flatex Team

    Ich habe vor drei Minuten ein Depot bei onvista eröffnet und den kostenlosen Depotübertrag schon ausgefüllt.
    Da hilft nur, mit den Füßen abstimmen.

  10. JustMe
    19. Januar 2020 at 20:45 #

    Hallo,
    ich habe auch gar nicht so wenig in Aktien angelegt, bisher zweigleisig, d.h. bei den beiden Brokern Flatex und Onvista. Die neue Flatex-Gebühren sind für mich nicht akzeptabel, natürlich kann ich alles zu Onvista transferieren.
    Hat keiner von Ihnen/Euch Bedenken, hohe Summen nur einem Broker anzuvertrauen? (Ja, ich weiß natürlich von Sondervermögen etc.) Trotzdem für mich kein gutes Gefühl. Bin daher auch auf der Suche nach einem weiteren Depot außer Onvista. Ich handele nicht viel, habe alles in ETFs angelegt. Alternativen für Wenighändler? Danke!

  11. effte
    11. Februar 2020 at 08:06 #

    Hallo,

    Momentan bin ich genauso in meiner Überlegung wie viele andere auch, einen Depotwechsel zu veranlassen.
    Da ich ausschließlich ein ETF MSCI World (> 100 000,-) im Depot habe und kaum „trade“, wäre für mich ein Depotwechsel mit Prämie interessant.
    Hier ist momentan die Targobank mit 0,75% Wechselprämie Spitze. Die Targobank hat zwar nicht den besten Ruf und höhere Ordergebühren, aber diese fallen bei mir wegen geringem Handel kaum ins Gewicht. Zumal es eine „ordentliche Wechselprämie“ gibt. Und zwölf Monate halten, sollten ebenfalls bei einem ETF keine Rolle spielen.
    Was meinen Sie dazu?
    F.G.

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