OnVista Bank geht an die comdirect: Wie geht es jetzt weiter?

Heute wurde bekanntgegeben, dass die comdirect die OnVista AG übernimmt. Damit setzt sich die Konsolidierung im deutschen Brokerage-Markt fort.

Zuletzt wurde vor wenigen Wochen einer der Pioniere des Marktes, die DAB Bank aus München in die Consorsbank integriert (wir berichteten). Nun zieht die Comdirect nach und übernimmt den deutlich kleineren Wettbewerber OnVista Bank.

Damit scheint die französische Großbank Société Générale einen Schlußstrich unter den deutschen Markt zu setzen. Diese war in den neunziger Jahren mit der Broker-Neugründung Fimatex in den deutschen Markt eingestiegen. Nach fulminanten Start (u.a. mit Werbeträger Ralf Schumacher) war der Hype nach einigen Jahren schon wieder vorbei und der Onlinebroker dämmerte vor sich hin. Um der deutschen Tochter wieder Leben einzuhauchen, wurde 2007 – kurz vor der Finanzkrise – das Finanzportal onvista.de für rekordverdächtige 120 Millionen Euro übernommen und in dem Zuge Fimatex in OnVista Bank umbenannt. Mit der Übernahme des Finanzportals verbanden die französichen Neu-Eigentümer die Erwartungen, möglichst viele User des Portals zu Bankkunden zu konvertieren. Das Portal war zum Zeitpunkt der Übernahme das reichweitenstärkste im Bereich der Finanzinformationen. Jetzt nochmals fast 10 Jahre später wurde diese Strategie wohl als gescheitert erklärt. In der Pressemitteilung zur Übernahme beziffert die Comdirect die Zahl der aktiven OnVista Bank-Kunden mit 90.000. Zum Vergleich: die Comdirect zählt über 3 Millionen Kunden.

Wie geht es jetzt weiter?

Zunächst müssen der Transaktion noch die Bankaufsichts- und Kartellbehörden zustimmen. Aufgrund der geringen Größe der Onvista Bank sollten hier aber keine Probleme zu erwarten sein. Interessant dürfte dagegen die Frage sein, wie die comdirect mit der Marke OnVista verfahren wird. Wird diese aufgegeben und die Kunden der OnVista Bank in die comdirect integriert werden, so wie es die Consorsbank am Beispiel der DAB Bank vorgemacht hat? Sehr unwahrscheinlich ist diese Strategie nicht. Warum sollte sich die comdirect respektive Commerzbank eine deutlich günstiger positionierte Zweitmarke mit eigener Verwaltung, eigener IT-Infrastruktur und eigenen Prozessen leisten?

Die zweite Frage lautet: wie wird die comdirect mit dem Finanzportal onvista.de verfahren? Das Mediageschäft funktioniert komplett anders als das Kerngeschäft der comdirect. Dass die Synergien zwischen Brokerage und Media zudem nicht sehr hoch sind, hat die OnVista AG bereits bewiesen. Was also wird mit dem Finanzportal passieren? Am wahrscheinlichsten ist ein Verkauf. Praktischerweise ist das Geschäft des Portals in einer eigenen Gesellschaft, der OnVista Media GmbH abgebildet.

Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Es erscheint aber sehr unwahrscheinlich, dass die französischen Alt-Eigner die Millionen, die sie für den Erwerb des Portals ausgegeben haben, wieder herein bekommen haben.

Update 03.04.2017

Heute gaben die beiden Broker per Pressemitteilung bekannt, dass die Bankenaufsichts- und Kartellbehörden dem vollständigen Erwerb der OnVista AG durch die comdirect Bank zugestimmt haben. Im nächsten Schritt ist die Verschmelzung der OnVista Bank GmbH auf die comdirect bank AG geplant. Ziel sei die Vereinfachung der gesellschaftsrechtlichen Struktur sowie der damit verbundenen regulatorischen Berichterstattung.

Das heisst, die OnVista Bank wird ihre Banklizenz zurückgeben. Für die Kunden der OnVista Bank soll die Verschmelzung aber keine unmittelbare Auswirkung haben: Der Name OnVista Bank soll weiter fortgeführt werden. IBAN und Zugangsdaten werden gleich bleiben. An der bisherigen Preispolitik soll weiter festgehalten werden.

Die OnVista Media GmbH mit dem Finanzportal www.onvista.de soll als hundertprozentige Tochtergesellschaft der comdirect bank AG bestehen bleiben.

Wie denkt Ihr über den Verkauf der OnVista AG an die comdirect ?

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Autor:Thomas

hat früher bei einem Online-Broker gearbeitet. Berichtet hier über Neukundenaktionen, Vor- und Nachteile bestimmter Broker, Konditionsmodelle und Trading-SetUps.mein Depotvergleich der Top-Broker

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2 Kommentar zu “OnVista Bank geht an die comdirect: Wie geht es jetzt weiter?”

  1. tomcash
    7. April 2017 at 06:35 #

    wollte eigentlich von comdirect zu onvista wechseln ,bringt das noch was oder bleibe ich dann bei dieser Billigtochter der Billigtochter der Commerzbank……

  2. Thomas
    8. April 2017 at 10:24 #

    So negativ sehe ich das nicht. Nachdem die Kartellbehörden zugestimmt haben, wurde die Transaktion diese Woche finalisiert, Die Marke OnVista bleibt nach Aussagen der comdirect erhalten. Ich habe bei beiden Brokern jeweils ein Depot. Die Handelskonditionen sind bei OnVista im Vergleich zur Comdirect sehr viel attraktiver. Auch das Handelsfrontend gefällt mir bei OnVista besser, aber das ist auch etwas Geschmacks- und Gewöhnungssache. Dafür bietet die comdirect mehr kostenlose ETF-Sparpläne an. Schlußendlich kann man hier keine allgemeingültige Empfehlung geben.

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