GameStop zeigt: Das Geschäftsmodell der 0€ Broker

In den USA ist Kritik an der kostenlosen Trading-App Robin Hood aufgekommen. So werden Orders nicht über die NYSE ausgeführt, sondern über alternative Handelsplätze, an denen Hedgefonds beteiligt sind.

Vor wenigen Tagen stand die Börsenwelt Kopf, als US-Aktien wie GameStop, AMC, Blackberry & Co. durch die Decke schossen. Die Kursexplosionen wurden ausgelöst durch konzertierte Aktionen von Social-Communities wie Reddit.com. Diese hatten ursprünglich das Ziel, dem undurchsichtigen Treiben der Hedgefonds zu schaden. Denn diese hatten mit Leerverkäufen auf einen Niedergang der betroffenen Aktien spekuliert. Die plötzlichen starken Kursanstiege hatten den investierten Hedgefonds hohe Verluste beschert. So soll sich ein Hedgefonds mehr als 2 Mrd. US-Dollar geliehen haben, um nicht Konkurs zu gehen.

Robinhood ruft US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan

Viele der durch die Reddit-Community und Trittbrettfahrern veranlassten Trades wurde über die in den USA führenden Trading-App RobinHood abgesetzt – zumindest so lange, bis RobinHood den Handel mit den kritischen Aktien unterbrach.

Mit dem Handelsstop hat sich Robinhood nun sehr viel Ärger eingehandelt. Neben den eigenen Kunden hat die Aktion auch die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen. Im Raum stehen die Vorwürfe, dass es Absprachen zwischen Hedgefonds und Trading-App im Hinblick auf den Handelsstop gegeben hat.

Tatsächlich ist es so, dass der Orderflow der Trading-App Robinhood nicht über die größte US-Börse NYSE geht, sondern über elektronische Handelsplätze wie Citadel Securities abgewickelt werden.

Das Geschäftsmodell der 0€ – Broker

Das Geschäftsmodell ist einfach und simpel. Für den Orderflow zahlt Citadel eine Provision an Robinhood. Damit finanziert sich die App. Für Derivate und ähnlich gehebelte Produkte ist die Provision höher.

Hier kommt noch hinzu, dass hinter Citadel ein bekannter Hedgefondsmanager steht. Also der Personenkreis, den die Reddit-Community ursprünglich bekämpfen wollte.

Trade Republic, Gratisbroker, justTRADE, Scalable

Auch in Deutschland gibt es Broker, die dem Vorbild Robinhood nacheifern. In vorderster Front ist dies Trade Republic. Auch Trade Republic hatte kurzzeitig den Handel mit Gamestop & Co. unterbrochen. Der Grund der Handelsbeschränkungen waren in diesem Fall aber mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Hedgefonds, sondern die überlastete Trading-Infrastruktur.

Trotzdem war der Aufschrei in der deutschen Kundschaft von Trade Republic groß. In den sozialen Medien ergab sich ein Shit-Storm sondergleichen (wir berichteten).

Auch die deutschen 0€-Broker leiten ihre Orders nicht an die deutsche Referenzbörse Xetra oder an die Regionalbörsen wie Frankfurt. Stattdessen arbeiten die Broker mit elektronischen Handelsplätzen zusammen, wie z.b. gettex, LS Exchange, Quotrix oder Tradegate. Mit den Provisionen, die auch diese Plattformen zahlen, finanzieren sich die Neo-Broker.

In Deutschland verbergen sich aber keine Hedgefonds hinter den Handelsplätzen, sondern es handelt sich um Maklerbörsen, die börslich überwacht werden. Hinter der LS Exchange steht das Düsseldorfer Börsenhaus Lang & Schwarz. Quotrix wird von der vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH betrieben. Marketmaker an gettex ist die Baader Bank. Und an der Berliner Tradegate Exchange ist sogar die Deutsche Börse AG der Mehrheitseigner.

Artikel teilen: Facebook Google+ Twitter

Autor:Thomas

hat früher bei einem Online-Broker gearbeitet. Berichtet hier über Neukundenaktionen, Vor- und Nachteile bestimmter Broker, Konditionsmodelle und Trading-SetUps.mein Depotvergleich der Top-Broker

Beiträge verfolgen: Feed Twitter

Kommentieren: